Preis der Orden für unser Projekt
KLARA-Edition – Kunst und Spiritualität

Dieser Preis wird alle zwei Jahre verliehen

Wir freuen uns sehr, dass wir für unser fünfteiliges Projekt, das im Jahr 2017 durch den Obmann unseres Freundeskreises Kurt Mathis und durch den Künstler Marbod Frisch ins Leben gerufen worden war, den “Preis der Orden“ bekommen haben. Dieser Preis wird alle zwei Jahre von den Ordensgemeinschaften Österreich verliehen. Ziel ist es, Initiativen aus dem Umfeld der Orden, die kirchlich und gesellschaftlich relevant und wirksam sind, zu stärken. Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, dass die (ordens-) christliche Sendung mitten im Leben präsent ist. Der Preis ist mit insgesamt 12.000 Euro dotiert.

Für das Jahr 2020 wurden vier Projekte mit dem Preis der Orden ausgezeichnet

Schwestern der Hl. Klara: „KLARA-Edition“ – Begegnung von Kunst und Spiritualität

Sr. Maria Schlackl SDS:
„Aktiv gegen Menschenhandel – Aktiv für Menschenwürde in Oberösterreich“

Steyler Missionare: Interreligiöse Dialoggruppe Favoriten

Stift St. Paul: Benediktweg „Benedikt beWEGt“. – ein europäisches Friedensprojekt

Preisverleihung im Kardinal-König-Haus am 10. Mai 2021

Der Festakt für die Verleihung des Preises war ursprünglich für die Herbsttagung der Ordensgemeinschaften Österreich im November 2020 geplant, musste coronabedingt jedoch verschoben werden. Die ORF-Journalistin Eva Maria Hoppe-Kaiser hielt zur KLARA-Edition eine sehr wertschätzende Laudatio (siehe unten). Die Gestaltung des diesjährigen Ordens war eine Ordensteamleistung, er wurde nach einem Entwurf von Bruder Thomas Hessler OSB vom Europakloster Gut Aich in den Glaswerkstätten des Stiftes Schlierbach angefertigt.

 

 

Laudatio zur Ordenspreisverleihung
von der ORF-Journalistin Eva Maria Hoppe-Kaiser
Wien, 10. Mai 2021

„Ich muss zugeben, dass ich die Klaraschwestern in Vorarlberg vor der Ordenspreisverleihung nicht wirklich gekannt hab. Ehrlich gesagt, habe ich nicht einmal gewusst, dass dieser Orden überhaupt existiert. Doch je mehr ich über die Klaraschwestern erfahren habe, umso mehr war ich angetan:

Erstens: In einer Zeit, wo die meisten Orden mit Nachwuchsproblemen kämpfen und ein Kloster nach dem anderen zusperren muss, hat eine Gruppe von jungen Frauen 1983 einfach einen neuen Orden gegründet. Bald nach ihrer Gründung konnten die Klaraschwestern in Bregenz ein altes Kloster wiederbeleben, das die Kapuziner wegen Personalmangels aufgegeben hatten. Das hat mich ziemlich verblüfft.

Zweitens: Ihre Spiritualität erscheint auf den ersten Blick wunderbar altmodisch. Es geht nicht um soziales Engagement oder um Mission, nicht darum, Krankenhäuser oder Schulen zu betreiben - was in vielen Fällen gut und wichtig ist. Doch die Klaraschwestern kümmern sich nicht um das sonst in der Kirche übliche Weltverbessern, bei ihnen geht es um Stille, um Gebet, um Zurückgezogenheit – einfach um dieses „Dasein vor Gott“. Das finde ich herrlich aus der Zeit gefallen!

Und drittens: Trotz dieser angeblichen Weltabgewandtheit sind sie in der Gesellschaft gut verankert. Es gibt einen Freundeskreis der Klaraschwestern mit 1.200 unterstützenden Mitgliedern. Dieser Verein hat dafür gesorgt, dass das Kloster renoviert wurde und er kümmert sich weiter darum, dass die Schwestern, die keine beruflichen Einkünfte haben, ihr finanzielles Auskommen finden. Es ist vielen Menschen in Bregenz offenbar ein Anliegen, dass es die Schwestern dort gibt. Diese junge, kontemplative Gemeinschaft scheint ein Orden zu sein, der sich nicht nur selbst genügt, sondern in die ganze Region ausstrahlt.

Nicht nur die Klaraschwestern haben mir – und auch den anderen Jurymitgliedern - gleich gefallen, sondern auch ihr Projekt: die Klara-Edition. In fünf aufeinanderfolgenden Jahren hat je ein Vorarlberger Künstler oder eine Künstlerin ein Werk geschaffen, das sich mit dem Thema Glauben auseinandersetzt. Dass sich ein kontemplativer Orden der modernen Kunst öffnet, finde ich an und für sich schon bemerkenswert.

Mir persönlich gefällt aber auch das Bodenständige und der dialogische Prozess, der dem zugrunde liegt:

Kurz zusammengefasst: Die Klara-Schwestern brauchen Geld. Der Mensch lebt zwar nicht vom Brot allein, aber ein bissl Brot braucht es schon, und vielleicht die Butter darauf und im Winter eine Heizung. Insgesamt benötigen sie 80.000 Euro im Jahr, um sich selbst und das Kloster zu erhalten. Die Idee von Kurt Mathis, dem Leiter des Freundeskreises: Man könnte Künstler fragen, ob sie Bilder spenden, die zugunsten der Schwestern versteigert werden. Die Künstler sagen: Schön und gut, aber wir haben ja selbst nichts und müssen auch von etwas leben. Das Ergebnis: Sie machen eine Aktion, bei der nicht nur die Schwestern, sondern auch die Künstler etwas davon haben. Das Ganze wird ein voller Erfolg, die Druckgrafiken – jedes Jahr auf 30 Stück limitiert - sind rasch verkauft. Das erforderliche Geld für Kloster und die Künstler ist schnell beisammen.

Abgesehen von diesen praktischen Facetten der Aktion gibt es auch eine geistige Dimension, die vielleicht noch wichtiger ist. Die Klara-Edition hat Lebensbereiche miteinander in Kontakt gebracht, die sonst kaum etwas miteinander zu tun hätten. Der christliche Glaube spielt in weiten Bereichen der modernen Kunst keine Rolle mehr. Eine Gesprächsbasis zwischen Kirche und Künstlern gibt es nur in wenigen Ausnahmefällen. Die Schwestern jedoch haben mit ihrem Kunstprojekt ihr Kloster für Menschen geöffnet, die sonst schwer einen Anknüpfungspunkt zur Kirche finden würden. Und die Künstler wurden dazu animiert, sich mit dem Thema „Glauben“ auseinanderzusetzen – eine Idee, auf die sie selbst vielleicht nicht gekommen wären.

Was ich besonders fein finde: Alle fünf Druckgraphiken sind ästhetisch unglaublich ansprechend gelungen. Ich würde mir selbst jedes dieser Blätter gerne ins Wohnzimmer hängen. Doch leider sind alle bereits ausverkauft. Hier noch einmal die Namen der Vorarlberger Künstler, die an dem Projekt beteiligt waren: Marbod Fritsch, Alexandra Wacker, Manfred Egender, Harald Gfader und Sophie Thelen. Vielen Dank, dass Sie der Klara-Edition zu diesem Erfolg verholfen haben! Herzlichen Dank den Klaraschwestern für ihr schönes Projekt, Sie sind wirklich eines Preises würdig!

Zum Schluss noch eine persönliche Bemerkung:

Zur Vorbereitung auf die heutige Preisverleihung habe ich gelesen, dass die Klara-Schwestern nun auch das Kloster Gauenstein bei Feldkirch übernehmen. Ein wunderbarer Ort, den ich selbst auch kenne. Vor fünfzehn Jahren habe ich für den ORF-Report einen Beitrag zum Thema Kirchenkrise und Priestermangel gestaltet, in dem ich auch das Problem thematisierte, dass immer mehr Klöster zusperren müssen. Dafür hatte ich einen Drehtermin bei den Kapuzinern in Feldkirch und in ihrer kleinen Zweigstelle Gauenstein, das auf einem Berg bei Schruns liegt, mit einem großartigen Garten und toller Aussicht. Dort hielt damals P. Engelbert als letzter Pater des Klosters die Stellung, als sprichwörtlich letzter Mohikaner, der das Licht abdrehen muss, wenn nach ihm keiner mehr kommt. Auf meine Frage, was mit dem Kloster passiert, wenn es ihn dort einmal nicht mehr gibt, hat P. Engelbert nur gemeint: "Ich tu, was ich kann, und was nach mir kommt, weiß der liebe Gott.“

Jetzt wissen wir es alle: Das Kloster muss nicht zusperren, die Klara-Schwestern werden dort einziehen, es weiterführen und ihm vielleicht zu neuem Aufschwung verhelfen. Was für ein schöner Neubeginn, zu dem ich alles Gute wünsche!“

Eva Maria Hoppe-Kaiser, Wien am 12.05.2021

 

Weitere interessante Informationen dazu:

Im Auftrag der Ordensgemeinschaften drehte die Regisseurin Mag. Magdalena Schauer-Burkhart im Februar 2021 dazu ein Video, coronabedingt von Wien aus per Internet:
YouTube https://youtu.be/KlgVHvCcuck

Bericht auf der Homepage der Ordensgemeinschaften Österreich:
https://www.ordensgemeinschaften.at/artikel/6145-ordensgemeinschaften-oesterreich-verleihen-preis-der-orden

Bericht auf vol.at am 12. Mai 2021:
https://www.vol.at/die-schwestern-der-heiligen-klara-gewinnen-den-ordenspreis-2020-bregenzer-kuenstler-unterstuetzt-ordensgemeinschaft/6987899

Und natürlich auch die ausführlichen Informationen zur KLARA-Edition auf unserer eigenen Homepage: http://www.klaraschwestern.at/aktuelles-kunst-und-spiritualitaet.htm